Teil 1 der Aphorismensammlung Im Visier von Hans Arndt
Teil 2 der Aphorismensammlung Im Visier von Hans Arndt
Teil 3 der Aphorismensammlung Im Visier von Hans Arndt
Jenseits der Wahrnehmung
Der Tod ist ein Magnet mit weitem Vorfeld.
Unser Leben erschöpft sich im wechselvollen Bedingungen.
Friedhöfe sind die Herbergen erloschener Leidenschaften.
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Synkope
Man ahnt die Existenz des Wegweisers, nachdem man den falschen Weg bis zum Ende ging.
Wir begreifen geführte Gespräche oft erst nach langer Zeit – dann aber mit brennender Präzision.
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Im Zenit
Äußerstes Können ist konstante Gewohnheit im Fehlerlosen auf hohem Niveau.
Das Außergewöhnliche vermögen nur die Außergewöhnlichsten.
Virtuosität ist der Lebensstil mit höchstem Anspruch.
Frei sein heißt, das Menschliche zu wissen ohne seinen Tiefen zu erliegen.
Konzentration ist die ungetrübt nach innen gerichtete Abseitigkeit.
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Früh Vergilbt
Es machte ihn wenig froh, da es ihm zugefallen war.
Als er das Nichtzuträumengewagte erreicht hatte, fiel er in dumpfe Selbstverständlichkeit,
bis er die Last zu ahnen begann, die er zu tragen hatte.
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Im Zwang Des Schöpferischen
Der große Künstler schwimmt ins offene Meer, ohne den Gedanken ans Zurück.
Die Perfektion hat den Sog ins Unendliche, und daher für den Menschen Heimatlose.
Gipfel haben ihr eigenes Klima.
Die Vollendung will, daß man in sie taucht – nicht, daß man nach ihr greift.
Das Maß in der Kunst ist die überwundene Maßlosigkeit.
Wer einer Aufgabe lebt, muß das Sichlösen noch mehr beherrschen als das Sichbinden.
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Jede Perfektion erhält ihr schicksalhaftes Profil auch durch die spezifische Art ihres Entstandenseins.
Die Bindung ist die Urzelle des Lebens, die Gelöstheit indes die letzte Frucht ihrer Entwicklung.
Das Experiment enthält zugleich den Mut zum Umweg.
Die Arbeit des Künstlers besteht im aktiven, im schöperischen Warten.
Der Künstler muß ständig seine Existenz nachweisen.
Die ins Unendliche gesteigerte Leistung ergreift, da sie zugleich das Endliche im Menschen aufweist.
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Rezeptpflichtig
Vor dem Tod steht der Mensch Schlange, ohne es zu wissen.
Trübe Vorausahnungen sind wie sich ankündigende Schneeluft.
Die Sklerose ist der begleitende Schatten des Menschen, der besonders in seinen lichtlosen Zeiten wächst.
Man muß den Tod im Angebot der Duzbrüderschaft zuvorkommen, um ihn auf Distanz zu halten.
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Der Selbstmöder kommt in den Genuß seiner Konsequenz.
Das Herz bringt sich in Erinnerung, indem es kurz- oder langfristig kündigt.
Die Zeugung ist unser Urteil, dessen Strafvollzug bei der Geburt beginnt.
Der Arzt und der Tod sagen beide: „Der Nächste bitte“.
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Im Taumel
Sie umschlangen sich im heißen Spätsommer ihres Lebens in der Erwartung des ersten abkühlenden Gewitters.
Sie liebten sich mit der Inbrunst des Periodischen.
Sie spielten virtuos an der Oberfläche und ertranken doch in der Tiefe.
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Am Anderen Ufer
Der große Arzt versucht durch seine Dialektik, die Ansprüche des Todes zu vertrösten.
Von wahrhaft königlicher Diskretion ist unser Lächeln erst im Tode.
Die Macht des Leisen offenbarte sich erst, wenn die Toten zu Worte kämen.
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Unruhige Waage
Der Gleichmut glättet die Ungeduld unseres Geistes mit dem Wissen um ihre ständige Wiederkehr.
Im Gefühl des Glücks verlagern sich die Horizonte.
Die Freude und die Güte erscheinen als Zwillingsschwestern mit abhängigem Schicksal.
Der Hochsensible dankt schon beim Nahen seelischen Gleichgewichts mit dem Preise des Glücks.
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Modulationen
Er rang die Hände und fluchte, während sich die Ergebung anbahnte.
Seine Vorwürfe verstummten, als das Verständnis ihn zum Mitleid führte.
In ihrer beider Begegnung erlitt der Stolz seine liebenswerteste Niederlage.
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Im Austausch
Unsere Hände greifen das Leben, und das Leben läßt sie uns gezeichnet zurück.
Den teuersten Tribut zahlt der Mensch für seine Reife.
Der Idealismus der Jugend ermöglicht die Weisheit des Alters.
Unsere Leiden sind die schlichten Investierungen in noch unbekannte Gewinne.
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Wetterleuchten
Während er nicht wußte, was er sagte, begann er zu ahnen, was er wollte.
In den faszinierenden Frauen erkannte sie sogleich ihre eigenen unbegrenzten Möglichkeiten.
Er wurde erst mutig, als er einsah, daß der Rausch des Lebens ihm seine letzte Chance bot.
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Erregende Vorgänge
Der Dämon ermächtigt uns zu einer Kraft, die unsere Kontrolle entweiht.
Das Maßvolle wirkt oft maßlos ergreifend.
Eine bedeutende Aussage beginnt beim Wagnis und endet bei der allgemeinen Gültigkeit.
Es sind Symptome der Liebe, wenn wir augenscheinliche Schwächen und
Fehler eines Menschen plötzlich anziehend finden.
Die Furcht treibt in der Herausforderung ihre gefährlichste Blüte.
Unsere Freude wird zwielichtig, wenn wir aus Versehen das Richtige taten.
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Bei Sich
In der Jugend hatte er Angst vor dem Leben, im Alter hatte er Angst vor dem Tode: Er schloß einen Vergleich mit der gegenwärtigen Stunde.
Er machte Inventur mit seinen Freundschaften und entdeckte sich selbst.
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Brandmale
Die Resignation verschafft sich ihre Freuden durch Fremdkörper.
Wohin wir auch sehen, wir sehen Schicksale.
In der Verbitterung schwelt verborgen der Schmerz über unser Versagen.
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Vermiedene Höhen
Er mißtraute dem Glück, denn er glaubte seine Freiheit in Gefahr.
Als sie die Beweise ihrer gegenseitigen Zuneigung nicht mehr steigern konnten,
zweifelten sie an der Liebe.
Seine Gedächniskraft näherte sich von der Mutlosigkeit, sich selbst zu vergessen.
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Im Armenhaus Des Lebens
Die Namenlosen empfinden in lauter Diskretion.
Aus ihrem Blick spricht verjährte Erwartung.
Viele treten ab, ohne je angetreten zu sein.
Sie war verblüht, bevor es noch Zeit zum Blühen war.
Bei manchen Menschen besteht die Hochsaison ihres Lebens aus nur ein paar warmen Tagen.
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Stigma
Die fixe Idee lockt als Irrlicht ins Moor.
In der Treibhausblüte stimuliert der Tod die exaltierte Schönheit.
Der Greis geht an die Front, zu sterben für das Leben.
Viele lieben die Abwechslung, aber nur wenige stehen unter dem Zwang der Ablösung.
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Aufgespürt
Das Geheimnis des Gleichmuts liegt in dem Bereitsein ohne den Einsatz des Wolles.
Unser Unterbewußtsein demonstriert die perfektionierteste Arbeitsweise.
Lächeln ist eine erschöpfende Aussage ohne Worte.
Die innere Stimme muß schon vorlaut werden, damit wir ihr folgen.
Vergessene Worte haben ihre eigenen Archive.
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Schwere Zeiten formen uns oft des Guten zuviel.
Ein starkes Gemüt besteht aus abgelagerten Eindrücken.
In der Erinnerung übertönt das Ende den Anfang.
Der Anblick des Todes macht erfahren.
Das Ahnen von uns selbst kommt einem Wissen gleich.
Wir sind die Sklaven von dem, was uns nicht glücklich macht.
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Belichtet
Nur die Dinge, die man zu einem späteren Zeitpunkt bezahlen muß, sind die wahrhaft teuren.
Ungesagte Worte bedürfen spezieller Meisterung.
Willst Du ein Liebeswertes noch intensiver leiben, so setze ihm ein Gegenzuliebendes.
Rechtzeitig aufzuhören ist oft wesentlicher, als überhaupt begonnen zu haben.
Genieße den Reiz ohne ihn zu begehren – dann bleibst Du sein Meister.
Man muß immer wieder die Nabelschnur zu seinen Verehrungen durchschneiden.
Zum Glücklichsein bedarf es einer jeweiligen Gedächtnisschwäche zugunsten des erkorenen Augenblicks.
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Menschlich
Wir sagen Erfahrung und denken daran, wie wir es hätten machen sollen.
Auch der für die Liebe nicht Begabte ist verliebt in das für ihn Unmögliche.
Der Mensch, der seine Fehler bei anderen entdeckt, kennt kein Erbarmen.
Wenn wir verlockt in die falsche Richtung gehen, nehmen wir Haltung an.
Erregte Momente sind Magnete für das, was wir gerade vermeiden wollen.
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Selbst der Redlichste muß sich an das Glück seiner Freunde erst gewöhnen.
Daß wir geliebt werden, merken wir des öfteren zu spät – unsere Antipathien dagegen registrieren wir pünktlich.
Der Mensch ist am phantasievollsten in seiner Rechtfertigung.
Wir stellen oft die Weichen des Schicksals, indem wir bewußt die Augen schließen.
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Enklaven
Ewige Gegenwart
Das Liebespaar teilt mit der Zeit die Anwendung der Spielregeln immer mehr unter sich auf.
Grabschaft
Die Traurigkeit war seine Geliebte und der Ernst sein bester Freund.
Entglitten
Er formte aus ihrer Seele einen blütenreichen Garten, in dem sich die andern ergingen.
Erfüllte Wachheit
Ihre schweifenden Blicke vervollständigen seine Zärtlichkeiten.
Potentielles Nichts
Die Aufgabe, das Ungeschehene ungeschehen zu machen, brachte ihn zum Erliegen.
Imprägnierte Stunden
Er wurde geliebt, denn er gab dem Flüchtigen Substanz.
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Frauen (Thema und Variationen)
Die Zärtlichkeit der Frau liegt vornehmlich in der Bereitschaft, sie zu empfangen.
Frauentränen erzwingen rückflutende Bereicherung.
Die Magie der weiblichen Schönheit beruht auf dem Sichliebenlassen und dem Lieben.
Nur die liebende Frau löst in ihren höchsten Augenblicken sämtliche Probleme der Welt.
Sie war nur ein einfaches Mädchen, aber sie verbarg in sich alle Frauen.
Die junge Frau sieht aus ihrem Gesicht heraus, die alte Frau in ihr Gesicht hinein.
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Angeborene Meisterschaft
Gott gab der Frau zur Liebesbegabung zugleich das Talent zur Heimlichkeit.
In der Schnelldiagnose sind die Blicke der Frauen immer noch führend.
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Frauen unter sich
Die Frau, die eine andere Frau ablehnt, lehnt sich gewöhnlich selbst in ihr ab.
Meister ihres Fachs verstehen sich zu beurteilen – Frauen verstehen sich abzuschätzen.
Die reife Frau bewertet die Reize des jungen Mädchens noch höher als der Mann.
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Erkennungsdienst
Die Frauen, die zum starken Geschlecht gehören, erkennt man an ihren Männern.
Das letzte Wissen über ihr eigenes Geschlecht erfährt die Frau nur über die Indiskretion des Mannes.
Die vorzeitige Bereitschaft zeichnet die leichten Frauen wie das Fallobst.
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Exponiert
Die mondäne Frau kultiviert ihre Nachsaison zum ewigen Leben.
Die Dame erinnert sich nur mehr ihrer Leidenschaften.
Die emanzipierte Frau fährt schnelle Tempi auf Abstellgleisen.
Die Frau, die ihre Qualität überfahren läßt, verfolgt das Echo.
Die Gleichberechtigung der Frau findet in den kühnen Einfällen der Modeschöpfer ihren zuversichtlichen Rückhalt.
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Diktatorische Marschrichtung
Frauen über 20 verheiratet die Liebe, über 30 die Erfahrung, über 40 das Schicksal, über 50 die Neurose, über 60 die Rente.
Ein übertriebenes Vertrauensverhältnis zwischen Mutter und Tochter läßt darauf schließen,
daß sie zum mindesten einen Mann an der Nase herumgeführt haben.
Frauen bis 25 erwarten die Verführung – danach unterliegen sie Vereinbarungen.
Die Torschußpanik der Frau gleicht einem Erdbeben, dessen Opfer auch
ein sowieso schon Unglücklicher werden kann.
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Dem Mann gewidmet
Frauen wollen weniger gefragt als geliebt sein.
Die Wünsche der Frauen sind ihrem Bewußtsein weit voraus.
Frauen schätzen einen raffinierten Mann nur stundenweise.
Wer die weibliche Psyche verstehen will, muß dem logischen Gesetz der Zusammenhänge in der Unlogik auf die Spur kommen.
Enttäuschte Frauen schmieden aus ihrem Gedächnis ihre Waffen.
Die Frau will solistisch geliebt sein, um treu bleiben zu dürfen.
Frauen beargwöhnen Teilstrecken und lieben die Endstation.
Ja und Nein sind bei einer Frau oft nur der Hinweis auf eine neue Ausgangsstellung.
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Fakten
Der Entschluß ist dynamischer als das zu Entschließende.
Selbst die Unermüdlichkeit bedarf des Zustroms.
In der Erschöpfung erlahmen auch die Hemmungen.
Die Kraft, die schwindet, wirkt als totes Gewicht.
Qualität offenbart sich am Widerstand.
Das Horizontale schweift, das Vertikale hält fest.
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Junge Eltern – frühes Bewußtsein – verkürzte Jugend.
Der Kompromiß des Frommen wiegt doppelt.
Die Liebe zum Lehrer trübt den Kopf des Schülers.
Das Monotone sättigt am schnellsten.
Rauchen ist Überbrückung ohne Ziel.
Auch die Schwierigkeit hat ihr Schamgefühl.
Der Nachgeschmack ist unbestechlich.
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Illusionen
Sie umschlossen sich mit den Armen und vollendeten so die Fata Morgana des Nichtalleinseins.
Immer, wenn sie liebte, wollte sie anbauen, und so begann ihre Kurve vital bei
Schlössern, um schließlich bei Parzellen zu enden.
Auf seinem Gesicht war die Vorwegnahme einer Leistung zu sehen, auf die seine Anhänger geduldig warteten.
Erst, als man nach ihr griff, fühlte sie sich schön – und gab nach.
Er sah in ihr immer mehr seine Ordnung und ahnte nicht, woher sie die Kraft nahm, ihm diese Sicherheit zu vermitteln.
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Routine
Komplimente gleichen künstlichen Klimaanlagen zwecks schneller Ernte.
Mit verbindlichen Grüßen: Die Distanz wird kultiviert.
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Chancen
Der Bekenntnismut erklimmt im Selbstgespräch ungeahnte Höhen.
Die Menschen, die nicht über den Sinn des Lebens nachdenken, sind die wahren Nutznießer auf Erden.
Beim Lesen der Todesanzeigen wird man belehrt, daß nur engelsgleiche Wesen diese Welt verlassen.
Der geplagte Ungläubige setzt eher auf die schnelle Intrige als auf das Gebet.
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Vertauschte Rollen
Die Gewohnheiten beginnen bei uns als Gast, um sich alsbald zu Hausherren zu entwickeln,
indem sie sich unserer als Medien bedienen.
In unseren Träumen sind wir große Gönner: Wir erteilen unseren Feinden die Rollen von Herrschern und Diktatoren.
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Peinliche Entdeckungen
Bei unseren Verwandten erkennen wir uns wie in einem angelaufenen Spiegel.
Mögen wir in Gedanken auch schweifen – in der Biologie marschieren wir zielstrebig.
Talent und Hemmungslosigkeit überschneiden sich oft verwirrend.
Nicht jeder Ruhm ist ein gedeckter Wechsel.
Freunde werden un-freundlich, wenn Freunde von ihnen etwas wollen.
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Stundenweises Zusammenliegen besagt noch kein unbedingtes Zusammenstehen.
Je älter man wird, desto schlechter werden die Spiegel.
Jugendfreundschaften wirken wie Kleider, die nicht mehr modisch überzeugen.
Das Tadellose mancher Bürger erinnert an die verdächtige Perfektion falscher Gebisse.
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Paradoxien
Sie besprachen flüsternd ihre Schicksale, die ihre Gesichter schreiend verkündeten.
Er fristete sein Leben, indem er den ganzen Tag seine liebste Tätigkeit ausführen mußte.
Erst als sie zusammen gingen, gingen sie zugleich aneinander vorbei.
Er laborierte so lange an ihrem Schönheitsfehler, bis sie vollkommen häßlich war.
Sie finanzierte die Reise, und er hatte sie zu bezahlen.
Er vertritt seinen Standpunkt nur im Sitzen.
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Sie hatte Furchtbares erlebt, indem sie nicht erlebte.
Er war erst außer sich, als er wieder zu sich kam.
Sie verstanden sich immer besser, bis sie sich nicht mehr kannten.
Er hatte sich versprochen, als er das Versprechen gab.
Sie benutzten den Fahrplan der Biologie und kamen nie an, da sie immer schon da waren.
Er mußte die Spitze erreichen, denn zum Durchschnitt reichte seine Begabung nicht aus.
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Selbstschutz
Der Arzt mit erhobenem Zeigefinger spricht in erster Linie zu sich selbst.
Wir nehmen die Menschen gewöhnlich nur so lange ernst, solange es uns nicht aufregt.
Eine allzu große Freude sollte man seinem Organismus erst vorher ankündigen.
Diktatoren mißtrauen dem Geist aus Instinkt.
Das Herz des Bürgers gedeiht nur in der Sicherung.
Der Mann mit dem Doppelleben gleicht einem Langstreckenläufer, der bei Lichtungen sprintet.
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Im Rennen
Die Privatinitiative betrachtet staatliche Examina nur aus der Vogelperspektive.
Erkenntnisse werden um so höher bewertet, je mehr sie bereits Erkanntes ausbooten.
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Kompliziert
Er hatte es schwer mit den Frauen, denn er nahm sie ernst, wo sie das Leichte bevorzugten,
und nahm sie leicht, wo sie aufs Ernste pochten.
Sie waren einander verfallen und vermieden sich kennenzulernen.
Um sich seine Freiheit zu erhalten investierte er bei ihr einen Kuß.
Sie verrieten ständig einander, ohne es zu beabsichtigen.
Er entdeckte das Schönste erst, als er sich untreu wurde.
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Warnende Stimmen
Wer mit zweierlei Maß mißt, unterliegt geheimen Wünschen.
Drohe niemandem, auch nicht im Scherz, denn er könnte mehr Phantasie entwickeln, als er besitzt.
Den Menschenfreund soll man nicht aufklären.
Wer nur vom Geist leben will, kann mit einem Schimmer verhungern.
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Aufgefallen und Fixiert
Bei einem genußvollen Ganzen ist die zweite Hälfte nurmehr ein Drittel.
Aus einem schmalen Mund verblüfft die quadratische Wahrheit.
Langes Künstlerhaar überzeugt nur bei Weltruhm.
Titel sind tiefe Gräben um die Festung Mensch.
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Die kleinen Unwahrhaftigkeiten gleichen Sprüngen in oft sehr kostbaren Vitrinen.
In der Liebe wird so mancher das Opfer seiner eigenen Ergänzung.
Tränen ohne Salzgehalt überzeugen wenig.
Der Eifer im Spiel beginnt, wenn das Verspielen begonnen hat.
Je sicherer sich einer fühlt, desto lauernder erwartet ihn die Erfahrung.
Mehrere Frauen gleichzeitig zu lieben gelingt leichter,
also zwei Herren zu dienen.
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Gekonnt
Er tat nichts Reines, aber er alibierte sich durchs Leben.
Seine Verführung kulminierte im Handkuß.
Man kann ihr alles absprechen, nur nicht ihren Stil.
Er schrieb Sensibilität mit Z und errang höchste Positionen.
Sie konnte ihn nur zur Ruhe bringen, wenn sie log.
Seine Tätigkeit berechtigte zum Nachruf.
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Aktualitäten
Die Schauspieler in Kriegsfilmen beweisen ständig der Tapferkeit, was Mut ist.
Im Weltschlager verneigen sich die Menschen vor der Sensualität des kleinen Mannes.
Ohne dichterische Freiheit gäbe es noch mehr Dichter.
Das Privatleben der Filmstars gestaltet sich zur Mythologie unserer Tage.
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